Fortschritt ist alles? 2.0

Beim fortlaufenden Fortschritt vergisst man gerne einmal, wie die Welt aussah, bevor Wissenschaftler und Ingenieure sie an sich gerissen haben. Fortschritt sorgt letztendlich dafür, dass seine Vorgeschichte, welche einen großen Teil zum eigentlichen Vorgehen beigetragen hat, vergessen wird. Ohne einen „ungenügenden“ Zustand würden wir nichts verändern wollen. Wenn man den Fortschritt komplett außer Acht lässt, dann sieht man nichts außer dem bloßen Kampf ums Überleben – nicht mehr als Schufterei und Elend – aus heutiger Sicht zumindest.

Wir nehmen den Ist-Zustand häufig als selbstverständlich und nutzen ihn als Maßstab. Für die kommende Zeit wollen wir mehr. Die Frage, die sich in dem Moment keiner stellt, ist wo das auf lange Sicht noch hinführen soll und ob wir nicht irgendwann einmal einen Punkt erreicht haben, an dem man es beim Dasein belassen könnte oder sollte.

An sich stimmt es, wenn man sagt, dass dort wo nichts ist, ein Wachstum ein Segen sei. Dennoch sollte man hier den Blick weiter gehen lassen. Nur weil ein Zustand vor einigen Jahren noch zahlenmäßig höher war, heißt es nicht im gleichen Atemzug, dass das Elend der Verbliebenen verringert wurde. Solange alle sechs Sekunden ein Kind verhungert, so lange ist von Fortschritt mit Blick auf die Armut nicht zu sprechen, so lange ist diese Verbesserung wenig wert.

Solange der Reichtum an Gütern sich weiter vergrößert und langsam aber sicher über das Ziel hinausschießt, ohne dass mit dem Fortschritt eine globale Gleichheit geschaffen wird, so lange kann man nicht ernsthaft dem Ausdruck Gewicht verleihen. Zu einem menschenwürdigen Leben gehört mehr als ein ökonomischer Fortschritt. Politische und soziale Rechte sind nicht weniger interessant und ein übernationales Regelwerk, dem es nur um den Profit geht und somit den Interessen der reichen Länder nachgeht.

Letztendlich lässt sich behaupten, Fortschritt sei alles. Vorausgesetzt er beschäftigt sich mit all unseren Problemen. Über die Definition und Tragweite dessen, was er bedeutet, was er für eine Intention mit sich trägt und wohin uns das als Gesellschaft führt, darüber lässt sich mit Sicherheit lange diskutieren und dennoch wird man kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen, da die Funktionalität in allen Köpfen anders aussieht, auch wenn wir oberflächlich gesehen vielleicht das gleiche Ziel haben.

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