Der Beginn einer “Aufklärungsreihe” zu amüsanten Verschwörungstheorien rund um die Schule von Manuel Birke
Herzlich willkommen bei der nagelneuen Kolumne „ Manuel deckt auf!“ Für diejenigen, die mich nicht kennen: Ich heiße Manuel, bin im Jahrgang 80(B!!!) und habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Legenden, die sich um unser Kolleg ranken, aufzudecken. Mit dem Rumgemauschel und der Vertuschung ist es nun vorbei! Zum Auftakt kommt direkt eine brisante Verschwörungstheorie:
Im verbotenen Wald hinterm Campus ist eine Plantage mit karibischen „Nutzpflanzen“ versteckt
Von dieser Vermutung hörte ich bereits zu der Zeit, als ich noch wohnhaft im Hortus (Wohnheim an der Schule) war. Die Leute tuschelten leise hinter vorgehaltener Hand. Wenn man den Raum betrat, verstummten die Gespräche und Blicke wurden über Schultern geworfen. Ich merkte sofort: Hier stimmt was nicht! Doch was war das? Damals konnte ich natürlich noch nicht wissen, welch brisante Verschwörung hier verborgen lag.
An einem lauen Sommerabend, wir hatten den Tag einträglich mit lernen im Garten verbracht und genossen dabei die ein oder andere Limo, wurden die Zungen lockerer. Ein Kollegiat, der hier zu seiner eigenen Sicherheit nicht mit Namen genannt wird, lehnte sich zu mir und flüsterte: „ Manuel, was du auch tust, geh nicht in den verbotenen Wald. Es würde dir nicht gut bekommen. Du willst diese Leute nicht gegen dich aufbringen!“ Das weckte natürlich meine Neugierde. Ganz der Investigativjournalist der ich nun mal bin, bohrte ich nach. Was ist dort? Wen brächte ich auf, wenn ich den Wald beträte? Doch ich hatte zu viel gefragt, mein Gegenüber wurde still und das Thema nie wieder angeschnitten.
Die Ungewissheit ließ mich jedoch nicht ruhen und da ich schon immer eher der pragmatische Typ war, nahm ich meine Ausrüstung inklusive Kamera sowie genügend Verpflegung für mehrere Tage – schließlich wusste ich nicht, was auf mich zukäme – und meinen Mut zusammen um mich auf den Weg Richtung Westen zu machen. Nach kurzer Zeit schon erreichte ich den Rand des Waldes, betrat ihn und war nach wenigen Metern bereits abgeschnitten von jeglicher Zivilisation. Hier war ich also: In unbekanntem Gebiet, auf der Suche nach etwas, das ich nicht finden sollte, völlig auf mich allein gestellt. Nach einiger Zeit, ich weiß nicht, ob es Stunden oder doch eher Tage waren, fand ich die ersten Spuren. Eine Schneise im Dickicht. Ein Weg, breit genug für einen kleinen Handkarren, der wohl regelmäßig schwer beladen durchs Gehölz gezogen wurde, tat sich vor meinen Augen auf. Am Wegesrand fand ich nach eingehender Suche ein Stück einer Plastiktüte mit der Aufschrift: „osphordüng“. Der Rest der Tüte, der Aufschluss über deren Inhalt hätte geben können, war leider nicht zu finden. Ich wusste eins, ich war auf dem richtigen Weg.
Dem Pfad folgte ich bis zu seinem Ende, an dem eine kleine Laube stand. Ein süßlicher Geruch lag in der Luft. Ich wusste, wenn jemand Wache stände, dann hier. Vorsichtig und auf leisen Sohlen schlich ich zur Hütte, nur um festzustellen, dass ein nagelneues Vorhängeschloss das wacklige Tor zu deren Eingang verschloss. Nach eingehender Untersuchung stellte ich fest, dass ich einen Blick in des Laubes Innere durch eine Spalte im Holz der Rückwand werfen konnte. Die Hütte war menschenleer, doch eines konnte ich in der schummrigen Dunkelheit sehen. Einige Schaufeln und Hacken sowie eine alte Schubkarre konnte ich erkennen. In der Gewissheit, dass ich dem Rätsel auf der Spur war, beschloss ich, in sicherer Entfernung mein Nachtlager aufzuschlagen. Heute Nacht würde ich auf ein Feuer verzichten müssen. Zu groß war die Gefahr entdeckt zu werden. Die Nacht verlief kalt, ereignislos und kein Auge tat ich zu, die nervenaufreibende Sorge um eine mögliche Entdeckung und die große Aufregung, welche Entdeckung ich am morgigen Tag machen würde, verhinderten jeglichen Schlaf.
Beim ersten Schein der Sonne brach ich mein Lager ab und machte mich auf den Weg zurück zur Hütte, um die Spur, die ich am gestrigen Tag gefunden hatte, wieder aufzunehmen. Da ich auch ein ausgezeichneter Spurenleser bin, fielen mir natürlich sofort die abgebrochenen Äste und die umgetretenen Steine in Richtung der aufgehenden Sonne auf. Diese Spur war frisch wie der Morgentau und in der Gewissheit, dass das Ziel meiner Expedition zum greifen nahe war, folgte ich der neu entdeckten Fährte. Nach einigen Minuten weiteren Fußmarsches traf ich auf eine Lichtung ganz in goldgelbes Herbstlicht getränkt und was ich sah erfüllte mich mit Glück. Doch leider währte dieses Glück nicht lange, denn gerade als ich dabei war das Stativ für die Kamera vorzubereiten um meinen Fund zu dokumentieren, wurde ich entdeckt. Eine Horde Leute, die ganz und gar nicht erfreut waren ein unbekanntes Gesicht zu sehen, eröffnete in dem Moment die Jagt auf mich, als ich das Feld betrat. Mir blieb nur noch die Flucht. Ich drehte mich mit Schwung um, meine Jacke streifte das Stativ und es fiel zu Boden – egal, es war keine Zeit für ein Foto, keine Zeit Spuren zu verwischen – ich musste weg!
Meine einzige Hoffnung war der Weg durchs Dickicht, bloß keine weiteren Spuren hinterlassen. So schnell meine Beine mich trugen machte ich mich auf den weg Richtung Heimat. Der besorgte Blick über die Schulter war mein ständiger Begleiter. Noch Stundenlang begleiteten mich die Rufe der mich suchenden Verfolger. Aufatmen konnte ich erst, als ich durch das sich lichtende Blätterdach den unbeflaggten Fahnenmast des Kollegs sehen konnte. Ich war wieder in Sicherheit!
Dieses Abenteuer werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Und lasst euch gesagt sein: Was ihr auch tut, geht nicht in den verbotenen Wald. Es würde euch nicht gut bekommen!
Ich hoffe euch hat der erste Teil der Kolumne „Manuel deckt auf!“ gefallen. In Zukunft werde ich auch weiterhin keine Mühen scheuen, vor keiner Gefahr zurückweichen und unbequeme Fragen stellen, damit Ihr, meine Freunde, endlich die Wahrheit erfahrt.
Bis zum nächsten Mal
Manuel

Jahrgang 80, schreibe gerne 😉