Weihnachtsgeschichte: Auf der Suche nach dem großen weißen Felltier

Eine Weihnachtsgeschichte für groß und klein über ein blindes Einhorn (das inzwischen nicht mehr blind ist) und einen Kolibri (der früher ein Elefant war) von Manuel Birke und Henrike Heise

 

 

Unsere Geschichte begann an einem lauen Winterabend mitten im Dschungel. Steve (das nicht mehr blinde Einhorn) und Greg der Kolibri (welcher einmal ein Elefant war und von einem Zauberpinguin namens Manfred in einen Kolibri verwandelt wurde) saßen am Lagerfeuer. Beide seufzten einstimmig. Sie waren Abenteurer, immer auf der Suche nach spannenden Geschichten und heiklen Situationen. Doch sie hatten keine Lust mehr auf das Erkunden von dunklen Ruinen und das auslesen von allerlei Krabbelvieh aus ihren Federn und Fellen. Wie sie nun dort saßen und verdrossen ins Feuer schauten, sagte Steve:”Greg, ich habe keine Lust mehr. Ich brauche einen Tapetenwechsel! Was denkst du, wenn wir nach Norden reisen und dieser Legende nachgehen?” Gregs Augen durchzuckte ein Schimmer, die Abenteuerlust kochte in ihm auf. “Nun Steve, sag schon, welche Legende meinst du?” “Hoch im Norden”, begann Steve mit dunkler Stimme, “dort wo es am kältesten ist, soll ein Tier leben. Groß und weiß, über und über mit Fell bedeckt. Es soll so groß sein, dass wir beide darauf reiten könnten… Was denkst du mein Lieber – Sollen wir es wagen ein neues Abenteuer zu beginnen?” Greg musste natürlich nicht lange überlegen: Ein Abenteuer, hoch im Norden, ein riesiges weißes Tier – sowas hatte er noch nie gesehen. Was könnte das sein? Die Neugierde packte ihn so schnell, dass er kaum einschlafen konnte, bevor die beiden im Morgengrauen aufbrachen.

Hoch im Norden angekommen: Eiswind und Schneehagel erschweren die Reise. Steve und Greg waren nun auf der Suche. Hügel, Täler, Berge, Schluchten und schließlich die schier unendlich weiße Wüste. Bislang waren ihre Bemühungen fruchtlos. Da die beiden langsam begannen ratlos umherzuirren, überlegten sie scharf, welcher Schritt sie näher an das unbekannte Tier bringen würde. Da fiel es Greg wie Schuppen von den Augen: ” Steve natürlich! Wir sind Holzköpfe, dass wir da nicht vorher dran gedacht haben!” Steve drehte sich im Sturm zu Greg herum:” Was hast du gesagt?” Greg zögerte nicht lange und schrie das soeben gesagte noch lauter in Steves Richtung: ” WIR SIND HOLZKÖPFE!” Steve schüttelte sich. “WAS ICH VERSTEHE DICH NICHT!” Greg machte von seiner kleinen zierlichen Statue Gebrauch und landete auf Steves Stirn. seine kleinen Vogelbeinchen umklammerten das glitzernde rosa Horn mühsam um nicht vom Winde davon getragen zu werden. “WIR SIND HOLZKÖPFE!!” schrie er dann in Steves Ohr. Steve erschrak so sehr vor dem plötzlichen Schrei, dass er aufstieg und bockte. Leider verlor Greg dadurch seinen sicheren Halt und wurde vom Eiswind verweht. Erschrocken galoppierte Steve hinter dem trudelnen Greg her und versuche ihn mit seinem Zauberhorn zu erhaschen. “Versuch etwas einzulenken Greg, ich kann dich sonst nicht mit meinem Zauber erfassen!”, versuchte Steve Greg zu erreichen, der Panisch mit seinen Flügeln schlug. Dieser konnte sich aber leider gegen den starken Wind kaum wehren. Gregs ungewollter Abflug endete jedoch abprupt, als er durch die Schneewand eines Iglus krachte. Auch Steve, der Greg mit einem Affenzahn hinterherjagte, konnte nicht mehr zeitig halten und schepperte ebenfalls mit dem Horn voran in das Schneegebilde.

Kaum hatten die beiden realisiert, was da eben passierte, hörten sie schon wildes Gezäter – von einer Stimme, die den beiden sehr vertraut schien. “Was für ein Gepolter, was für Geputzel – Wer bricht denn hier mitten des Tages, bei einem solchen Sturm einfach über mein Haus herein?!”, sagte der, wie immer gut gekleidete, Pinguin Manfred. Nein, nein dabei war er nicht einfach nur ein Pinguin. Er war ein Zauberpinguin. Denn er hatte von dem Urgroßvater seines Onkels 4. Grades über seine angeheiratete Kuss-Cousine Hilda und deren Neffen Jeremiah-Ludegowitz ein Zaubermonokel geschenkt bekommen. “IHR!”, schrie er ganz außer sich, als er die beiden bekannten Gesichter erblickte. “Warum und Wie schafft ihr es immer wieder auf dieser großen weiten Welt genau in mein Haus herein zu brechen?!” Man muss dazu sagen, dass Manfred schoneinmal das Pech hatte, dass Greg (als er noch ein Elefant war) in sein Haus herein brach. Damals hatte Steve Manfred mit seiner Zaubermagie aus der Patsche geholfen, wodurch er aus Dank seine Blindheit geheilt hatte. Doch nun, mitten im Sturm, konnte Manfred kaum an sich halten. “Manfred, es tut mir so Leid! Der Wind war einfach zu stark für meine kleinen Flügel…”, versuchte Greg sich zu verteidigen. “In WAS soll ich dich denn noch verwandeln, damit du keinen Schaden anrichtest? Eine Eintagsfliege?”, Manfred wurde ganz rot im Gesicht. “Manfred, mein Lieber – können wir dir nicht einfach dein Haus wieder aufbauen? Mit meiner Magie ist das sicher schnell getan…”, versuchte Steve einzulenken. “Wisst ihr eigentlich wie schwer es ist heutztage mit dieser Klimaerwärmung an vernüftiges Eis zu kommen? U N M Ö G L I C H!!!”, es schien als würde Manfred fast platzen. Da legte sich, wie aus Zauberhand, der Schneesturm nieder, der Wind wurde so still, dass eine Feder hätte gerade zu Boden fallen können. Glocken klangen aus der Ferne.

Verwundert blickten die drei in Richtung des Glockenklanges. Was dort wohl kam? Sie sahen zuerst nur Schatten, dann den Schein einer roten…Nase? Die Gestalten näherten sich derartig schnell, dass der Schnee zu den Seiten aufwirbelte und sich nebelig um das eingebrochene Iglu legte. Galant wie ein Schwan auf dem Wasser, landete schließlich ein großer Schatten direkt vor dem Ort des Geschehens. Die nebeligen Eiskristalle legten sich langsam wieder und ein großer, dicker Mann mit rosigen Wangen und langem weißen Bart stieg von seinem Gespann hinab. Was dort gelandet war? Ein riesiger, bunt geschmückter Schlitten. Leuchtende Farbe und kräftige grüne Zweige, goldene Glocken und Girladen verzierten ihn zu allen Seiten. Der dicke Mann trat vor die drei eben noch streitenden Tiere, die nun wie erstarrt zu ihm hinauf blickten. Wie aus einem Munde, wunderten sich die drei:”Wer bist du denn?” Mit großväterlicher Stimme, in der Weisheit, Liebe und Wärme zugleichen Teilen lagen, antworte der dicke Mann:” Nun ich, ich bin der Chef hier am Nordpol. Doch eher frage ich mich wer ihr seid? Wie kommt ihr dazu die weihnachtliche Ruhe, den Frieden und die Liebe durch euer Gezanke zu entzweien?” Greg stottert vorsichtig los:” Nun… W-w-wir sind ganz ausversehen bei einem Schneesturm v-v-vom W-weg abgekommen. Leider erfasste mich der Wind und Steve hier wollte mich retten, aber bei dem Sturm konnten wir das Iglu nicht sehen. Weiß auf weiß – wer baut denn sowas?” Natürlich konnte er sich einen etwas schnippischen Kommentar in Richtung Manfred nicht verkneifen. Mafred schnaubte verächtlich. “Du hast gut reden. Mit was willst du denn sonst bauen? Luft?!” Bevor die Situation wieder hochkochte, sagte der dicke Mann:”Bitte, Ruhe!” In seiner Stimme lag diese Bestimmtheit, bei der man erfürchtig schweigend auf den Boden sah und ja: Alle schwiegen. “Fahrt fort, Greg und Steve – warum wart ihr auf dem Weg gen Norden?”, fragte der dicke Mann schließlich. Steve antworte ganz aufgeregt:” Wir sind Abenteurer, eigentlich im Dschungel, aber das war jetzt zu öde. Nun wollten wir das große, flauschige weiße Tier suchen, das hier Leben soll. In unserer Gegend erzählt man sich Legenden…” Der dicke Mann begann schallend zu lachen. Er musste so sehr prusten, dass er sich den Bauch hielt. Nach einigen Minuten nahm er wieder Fassung an:” Legenden? Nun das ist ein ganz normales Tier hier am Nordpol. Ihr meint einen Eisbären! Aber wenn ihr den größten und schönsten Bären sucht, kann ich euch helfen, aber dafür müsst ihr diesen Streit niederlegen.” Natürlich überlegte Steve nicht lange. Das Missversdtändnis mit Manfred war schon vergessen, und mit seiner Zauberhornmagie erbaute er das Iglu schöner und strahlender als je zuvor. Allerdings nahm er sich die Freiheit die Farbe des Eises in ein grelles Warnorange zu ändern, nur zur Sicherheit.

Manfred grinste zufrieden. “Nun die Farbe ist wohl gewöhnungsbedürftigt, aber mir gefällt was du deraus gemacht hast. Danke, mein Lieber!” Steve nickte und Greg versuchte sich möglichst klein zu machen, um nicht wieder die kurze Zündschnur des Zauberpinguins zu entflammen. “Du brauchst dich nicht verstecken Greg. Ich weiß, ich bin aufbrausend. Aber das liegt eben einfach am hohen Blutdruck – du weißt doch, die Schilddrüse und so, man kommt eben in die Jahre.” Greg versuchte nur schüchtern zu lächeln und nickte, wirklich verstanden, was der Pinguin für Probleme hatte, das war ihm fern. Da der Streit nun beigelegt war lobte der dicke Mann:” Schnell und effizient geklärt. Ihr könntet fast einer meiner Weihnachtswichtel seien!” er lachte und bot den beiden einen Platz im Schlitten an. Auch da dachten sie nicht lange nach und sprangen in die vordere Reihe. Schon sauste das Gespann vor, schneller und schneller bis sie gen Himmel abhoben und die Sterne ihnen näher schienen als je zuvor.

Nach einem kurzen aber turbulenten Flug, bei dem der dicke Mann wohl nicht daran sparte zu zeigen, welche rasanten Flugmanöver sein Schlittengespann beherrschte, landeten sie auf einem glamorös geschmückten Landeplatz vor einer ebenso fantastischen Fabrik. Der Rauch aus den Schornsteinen war bunt glitzernd und eine stimmige Weihnachtsmelodie klang aus den Hallen. “Hier sind wir, Greg und Steve – die Geschenkfabrik!” Beide staunten vor dem großen Gebäude. wer hätte gedacht dass sie noch etwas viel mächtigeres erblicken würden als ein riesiges weißes Tier? “Leider kann ich euch nicht herumführen, aber ich habe meinem Vorarbeiter Bescheid gesagt, er wird schnell zu euch stoßen und dann könnt ihr sehen, wovon ihr geträumt habt. Das ist mein Weihnachtsgeschenk an euch.” Und mit diesen Worten, machte er sich ganz schmal und flitze schnell in Richtung des Bürokomplexes. Sie staunten noch und ergötzten sich an den bunten Farben und süßen Gerüchen, als eine tiefe bärige Grummelstimme von hinten an sie heran trat: ” Ferdinand-Alexander von Brummingen, stolzer Träger des Titel flauschigster Flauschmeister und oberster Flauschigkeitssachverständiger – hier zu den Diensten des Weihnachtsmannes. Geehrter Prüfer aller Kuscheltiere dieser Geschenkfabrik. Wie kann ich euch zu Diensten sein?” Das Fell des Bären glänzte silbrig in der Wintersonne. Überwältigt von dem watteweichen Anblick, stürzten die beiden, ihre Manieren vergessend auf ihn zu und gruben ihre Gesichter in das lange, zottelige Fell. Der Eisbär begann fröhlich zu lachen, anscheinend war er diese Reaktion gewöhnt. “Nun, wenn es sonst nichts ist, dann kommt mal her!”, sagte er und drückte die beiden (Greg etwas vorsichtiger als Steve) in seine Arme. “Weihnachten, das ist das Fest der Liebe. Bleibt solange ihr wollt. Ich koche euch auch gerne noch eine heiße Schokolade!”

Und so begab es sich, dass Greg und Steve ein weiteres Zusammentreffen mit Manfred überstanden, den Weihnachtsmann trafen, eine Geschenkfabrik sahen und ihren Traum erfüllen konnten, einmal das sagenumwobene Tier des Nordens zu erblicken und natürlich auch ihre Gesichter in das ungalublich flauschige Fell zu versenken. Damit wünschen wir allen Lesern eine fröhliche Weihnachtszeit. Verliert trotz Corona, Abstansregeln und Gruppenbegrenzungen nicht die Liebe zueinenader. Auch diese Zeit geht vorbei – auf das wir die nächsten Weihnachtsfeste wieder näher aneinander rücken können.

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