Besonders in der Winterzeit werden wir nicht von lästigen Erkältungen verschont und oft ist dann ein Arztbesuch nötig. Oft spricht der Arzt dann von einem grippalen Infekt. Aber was genau bedeutet das und was ist der Unterschied zwischen einem grippalen Infekt und einer echten Grippe?
Unterschiedliche Erreger
Die Unterschiede zwischen einer Grippe und einem grippalen Infekt beginnen schon mit den Erregern. Die echte Grippe wird durch Influenza-Viren der Typen A, B und C ausgelöst. Für grippale Infekte können dagegen über 200 verschiedene Viren verantwortlich sein, beispielsweise Rhino-, Adeno- oder Coronaviren (Die hier genannten Coronaviren haben nichts mit COVID-19 zu tun). Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass man im Verlauf einer Erkältungssaison mehrere Infekte bekommen kann.
Patienten mit Grippe geht es plötzlich richtig schlecht
Eine Grippe (Influenza) beginnt meist sehr plötzlich mit Symptomen wie hohem Fieber und Kopf- und Gliederschmerzen sowie Müdigkeit und Schwäche. Typisch sind auch starke Halsschmerzen und ein trockener Reizhusten, was eine Abgrenzung zum grippalen Infekt erschwert. Auch der Gastrointestinaltrakt kann beteiligt sein, was sich zum Beispiel in Übelkeit oder Durchfall äußert. Eine Grippe ist also eine Erkrankung des ganzen Körpers, bei der es dem Patienten häufig für mehrere Tage richtig schlecht geht.
Grippeimpfung
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Risikogruppen eine jährliche Grippeimpfung. Dazu gehören:
- Menschen, die älter als 60 Jahre sind
- chronisch Kranke (z. B. Patienten mit Diabetes, Asthma, Herz- oder Kreislauferkrankungen)
- Personen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche
- Schwangere
- medizinisches Personal und Pflegepersonal im Krankenhaus oder Altersheim
- Personen, die viel mit anderen Menschen zu tun haben (z. B. Lehrer, Erzieher, Busfahrer) oder die mit einem Risikopatienten zusammenleben beziehungsweise sich um ihn kümmern
- Bewohner von Alten- und Pflegeheimen
Erkältungssymptome treten allmählich auf
Ein grippaler Infekt ist umgangssprachlich ausgedrückt eine Erkältung. Sie beginnt in der Regel mit einem Kratzen im Hals oder leichten Halsschmerzen. Zu diesen gesellen sich nach ein paar Tagen eine verstopfte Nase sowie Kopf- und Gliederschmerzen und eine Abgeschlagenheit, die ein großes Schlafbedürfnis bei den Betroffenen hervorruft. Zum Ende der Erkältung kommt häufig auch noch ein Husten dazu, der unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Treten keine Komplikationen auf, so hat man den grippalen Infekt nach sieben bis 14 Tagen überstanden.
Linderung der Symptome
Die Behandlung – sowohl einer Grippe als auch eines grippalen Infektes – erfolgt in erster Linie symptomatisch. Die Auswahl geeigneter Arzneimittel richtet sich nach den jeweiligen Beschwerden. Insbesondere bei Grippe ist häufig eine Behandlung von Fieber und Schmerzen durch Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure erforderlich, wobei die jeweiligen Kontraindikationen und Altersbeschränkungen beachtet werden müssen. Empfehlung ist hier in der Regel Ibuprofen, da es magenfreundlich ist und auf Dauer nicht die Leber schädigt.
Schnupfen kann kurzzeitig lokal mit Nasensprays oder -tropfen behandelt werden. Dafür eignen sich sogenannte α-Sympathomimetika, z. B. Oxymetazolin (z. B. Nasivin®) und Xylometazolin (z. B. Otriven®, Olynth®), die durch Abschwellung der Nasenschleimhaut eine verbesserte Nasenatmung ermöglichen. Diese sollten aber nicht länger als sieben Tage in Folge angewendet werden, um Nebenwirkungen durch eine Gewöhnung der Nasenschleimhaut zu vermeiden. Daneben können pflanzliche Sekretolytika (z. B. Soledum®, Sinupret®, Gelomyrtol®) eingesetzt werden. Sie erleichtern das Abfließen des Schleims aus den Atemwegen und können dazu beitragen, Entzündungen vorzubeugen. Unterstützend wirken Nasenspülungen oder salzhaltige Nasensprays und Inhalationen mit ätherischen Ölen. Bei ätherischen Ölen muss auf die Dosierung geachtet werden, da es unter Umständen zur Reizung der Atemwege führen kann.
Den Hustenreiz lindern oder das Abhusten fördern?
Dabei muss man unterscheiden, ob es sich um einen trockenen Reizhusten oder bereits um einen produktiven Husten handelt. Bei Reizhusten steht die Linderung des Hustenreizes im Vordergrund. Dazu eignen sich Präparate mit Dextromethorphan (z. B. Silomat® DMP, Hustenstiller-ratiopharm®) und Pentoxyverin (z. B. Sedotussin®, Silomat® Pentoxyverin) oder Phytopharmaka mit Eibischwurzel (z. B. in Phytohustil®). Sobald der Husten produktiv wird, also der Schleim abgehustet wird, sollten diese Mittel jedoch höchstens zur Nacht eingenommen werden, da nun das Abhusten des vorhandenen Schleims gefördert werden muss. Dafür können Ambroxol (z. B. Mucosolvan®) und Acetylcystein (z. B. ACC® akut) eingesetzt werden sowie auf pflanzlicher Basis beispielsweise Thymian (z. B. Bronchicum®) und Efeu (z. B. Prospan®). Diese können auch kombiniert werden (z. B. Bronchipret®).
Lokalanästhetika und Desinfizientien für den Hals
Halsschmerzen werden hauptsächlich lokal mit Lutschpastillen oder -tabletten behandelt. Die Schmerzen kann man mit Lokalanästhetika wie Benzocain (z. B. in Dorithricin®, Dolo-Dobendan®), Lidocain (z. B. in Lemocin®) oder Ambroxol (z. B. Mucoangin®) lindern. Daneben werden desinfizierende Wirkstoffe wie Cetylpyridiniumchlorid (z. B. in Dolo-Dobendan®), Cetrimoniumbromid (z. B. Lemocin®) und Benzalkoniumchlorid (z. B. Dorithricin®) eingesetzt, die allerdings hauptsächlich gegen Bakterien wirksam sind, ebenso wie das Lokalantibiotikum Tyrothricin (z. B. Lemocin®). Flurbiprofen (Dobendan® direkt) wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Auch Lösungen zum Gurgeln oder Sprays mit den desinfizierenden Wirkstoffen Hexetidin (z. B. Hexoral®) oder Chlorhexidin (z. B. Chlorhexamed® Forte Spray) können angewendet werden, alternativ stehen pflanzliche Präparate mit Kamille (z. B. Kamillosan®) oder Salbei (z. B. Salviathymol®) zur Verfügung.
Grenzen der Selbstmedikation
Eine Grippe kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen, vor allem bei einer Lungenentzündung sowie Herz-Kreislauf-Versagen oder einer Entzündung des Herzmuskels. Das gilt insbesondere für ältere oder immungeschwächte Patienten und Schwangere. Diese Personengruppen sollten also beim Verdacht auf eine Grippe unbedingt zum Arzt geschickt werden. Gleiches gilt für Patienten mit besonders ausgeprägten oder lang andauernden Beschwerden.
Grippale Infekte können normalerweise in der Selbstmedikation behandelt werden und heilen auch ohne Medikamenteneinnahme vollständig ab. Wenn sich die Symptome allerdings nach etwa zehn Tagen immer noch nicht gebessert haben, ist ebenfalls ein Arztbesuch ratsam. Häufige Komplikationen, insbesondere bei Kindern, sind Mittelohr-, Lungen- oder Nasennebenhöhlenentzündungen. Die genannten Komplikationen bei beiden Erkrankungen entstehen nicht unbedingt nur durch die Viren selbst, sondern können auch Folge einer bakteriellen Superinfektion sein. Wenn durch den Virusinfekt das Immunsystem geschwächt ist und die Schleimhäute schon vorgeschädigt sind, wird Bakterien die Ansiedlung erleichtert und sie können den Körper noch zusätzlich infizieren.
Die Erkältungsmythen
Dabei ist zu beachten, dass die sogenannten „Erkältungsmythen“ mit Vorsicht zu genießen sind. Besonders der Satz „Zieh‘ dich warm an, ansonsten wirst du krank!“ lief bei den ein oder anderen Elternteil als gefühlt einprogrammierter Standardsatz auf Dauerschleife. Jedoch ist wissenschaftlich nicht bewiesen, dass die Außentemperatur für ein schwächeres Immunsystem sorgt. Die Ursache für den Anstieg an diagnostizierten grippalen Infekten liegt eher im längeren Aufenthalt in geschützten Räumen, vorzugsweise mit geschlossenen Fenstern. Denn dadurch befinden sich mehr potenzielle schon vorerkrankte Menschen in einem Raum und durch die geschlossenen Fenster können sich die Viren störungsfrei vermehren.
Genauso oft hört man im Zusammenhang mit grippalen Infekten: „Kalt duschen stärkt das Immunsystem!“ Allerdings gibt es auch hier keinen wissenschaftlichen Beweis, der die These bestätigen würde. Das Duschen mit kaltem Wasser kann auch nicht ganz unproblematisch sein, da das kalte Wasser die Gefäße verengt und es somit zu einer höheren Durchblutung im Körper kommt. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann dies sehr gefährlich werden und sollte somit möglichst vermieden werden.
Geht es einem dann doch so schlecht, dass ein Arztbesuch notwendig ist, hört man vom Arzt/von der Ärztin oft: „Sie müssen viel trinken.“ Als Kind oder auch als Erwachsener hat man das eher als Humbug abgestempelt, dabei hat der Arzt/die Ärztin gar nicht so unrecht damit. Durch das vermehrte Trinken werden u.a. die Viren ausgespült, die für die Erkrankung verantwortlich sind. Der Nachteil ist dann natürlich der vermehrte Besuch des stillen Örtchens.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Überblick über das Thema Erkältungen bieten und den Unterschied zwischen grippalen Infekt und Grippe verdeutlichen. Nun habt ihr einen kleinen Ratgeber, was zu tun ist, wenn Viren euch wieder an die Grenzen bringen, was man dagegen tun kann um sich möglichst schnell wieder besser zu fühlen und Menschen des Besseren zu belehren, falls sie euch einer dieser Erkältungsmythen ans Herz legen.
