Heuschnupfen – Erzfeind vieler Menschen im Frühling

Besonders im Frühling sieht man viele triefende Nasen, rote Augen und hört so den einen oder anderen Nieser. Auch am Kolleg ist dies kein Sonderfall und kann die Teilnahme am Unterricht erheblich beeinflussen. Im Bereich allergischer Reaktionen hat sich die Pharmazie in den letzten Jahren deutlich revolutioniert, jedoch fehlt dieses Wissen bei vielen Allergikern. Auch wenn ich selber nicht davon betroffen bin, verfasse ich diesen Beitrag für all jene, die damit zu kämpfen haben.

Was ist Heuschnupfen denn überhaupt? Dieser allergische Schnupfen ist eine allergische Reaktion vom Sofort-Typ: Heuschnupfen ist die häufigste Allergie überhaupt. Er wird nicht durch Heu hervorgerufen, wie man vermuten würde, sondern durch in der Luft schwebende Blütenpollen. Deshalb beginnt er häufig pünktlich mit den ersten Frühjahrsblühern wie Haselnuss und Erle. Wegen der Abhängigkeit des Pollenflugs von der Jahreszeit wird der Heuschnupfen auch als „saisonale allergische Rhinitis“ oder „Pollinosis“ bezeichnet.

Für Heuschnupfenpatienten sind Pflanzen von Bedeutung, deren Pollen über weite Strecken durch den Wind verbreitet werden (z. B. Haselnuss oder Birke, Unkräuter, Getreide und Gräser). Diese Windbestäuber produzieren unzählige Mengen an winzigen flugfähigen Pollen, die beim Einatmen in die menschlichen Atemwege gelangen und bei einem Pollenallergiker Beschwerden auslösen.

Ein allergischer Schnupfen ist außerdem das Leitsymptom von Allergien gegenüber Hausstaubmilben, Haustieren und Sporen von Schimmelpilzen. Die Hausstaubmilbenallergie, genau gesagt eine Allergie gegenüber dem Kot der Tiere, ist die zweithäufigste Allergieform nach dem Heuschnupfen. Hausstaubmilben sind mikroskopisch kleine Spinnentiere, die von Hautschuppen und dem Abrieb von Bettfedern existieren. Daher leben sie natürlicherweise (nicht wegen mangelnder Hygiene) zu Millionen in Bettzeug, Matratzen und anderen Stoffgegenständen (z. B. Vorhänge, Plüschtiere, Teppiche). Allergien gegenüber Haustieren (allen voran Katzen, aber auch Meerschweinchen und Hunde) sind eigentlich Allergien auf Urin-, Speichel- oder Kotreste der Tiere, die an deren Haaren oder Federn kleben.

Viele Patienten mit Heuschnupfen zeigen gleichzeitig Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Nahrungsmittel wie Nüsse, Äpfel oder Erdbeeren. Dieses Phänomen wird als Kreuzreaktion (Kreuzallergie) bezeichnet – so haben 20 % der Baumpollenallergiker gleichzeitig eine Lebensmittelallergie gegen Obst- und Gemüsesorten. Deswegen ist es wichtig bei Verdacht auf Heuschnupfen einen darüber hinausreichenden Allergietest zu machen.

Aus einem allergischen Schnupfen kann sich allerdings ein allergisches Asthma mit Hustenanfällen, Atemnot und Angstzuständen entwickeln. Dieses Geschehen wird Etagenwechsel genannt, weil die allergischen Beschwerden von den oberen auf die unteren Atemwege übergehen.

Behandlung

Kommt eine Hyposensibilisierung nicht infrage, kann der Arzt nur Medikamente gegen die Symptome verschreiben. Je nachdem welche Beschwerden im Vordergrund stehen, verordnet er entweder Antihistaminika (wie Loratadin oder Cetirizin) oder Glukokortikoide, falls nötig auch eine Kombination der beiden Substanzgruppen. Antihistaminika helfen vor allem, wenn Naselaufen und Nies- bzw. Juckreiz im Vordergrund stehen, bei verstopfter Nase und Atemwegsbeschwerden sind topische Steroide (als Nasen- bzw. Asthmaspray anwendbar, z. B. Budesonid) angezeigt. Liegen alle genannten Symptome vor, sollten die Präparate kombiniert angewendet werden. Häufige Nebenwirkung ist eine gewisse Tagesmüdigkeit, wobei es Histaminika gibt, die diese Nebenwirkung nicht mehr besitzen. Wenn Antihistaminika und topische Steroide allein nicht ausreichen, verschreibt der Arzt Kortison in Tablettenform. Bei schwerem Asthma können Ärzte auch den IgE-Antikörper Omalizumab (Xolair®) einsetzen. Dieser Wirkstoff ist allerdings sehr teuer und der Arzt muss ihn unter die Haut spritzen– zwei Gründe, warum Experten nur im Einzelfall zu einer Therapie mit Omalizumab raten.

30-40 % der Patienten mit allergischem Schnupfen entwickeln mit der Zeit ein allergisches Asthma. Dieser sogenannte Etagenwechsel lässt sich am ehesten durch eine Hyposensibilisierung aufhalten, aber auch eine sachgerechte symptomatische Behandlung wirkt ihm entgegen.

Aus wissenschaftlicher Sicht konnte der Mechanismus hinter einer Allergie noch nicht zu 100 % geklärt werden, wie zum Beispiel die Selektion des Allergens. Leider kann man es nicht vermeiden, während dieser Zeit nach draußen zu gehen, aber präventive Maßnahmen wie das Schließen von Fenstern oder die symptomatische Behandlung können dabei helfen, ein weitgehend normales Leben zu führen.

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